Chronik

Ein Streifzug durch die Vereinschronik

  • In der Chronik des Tisch-Tennis-Sportes in Mörfelden, inzwischen über 16 Bände stark, spiegelt sich praktisch die Nachkriegsgeschichte des Tisch-Tennis-Sportes in Deutschland, ja sogar in Europa und in der Welt. Sie wäre eine wahre Fundgrube für jeden, der über die Geschichte dieses Sports schreiben wollte.
  • Sie ist gleichzeitig die Chronologie des Werdeganges des Tischtennisspielers und Menschen Erich Arndt geworden. Jeder, der in dieser Chronik blättert, wird feststellen, dass dies zwangsläufig so sein musste. Sicher: Nicht nur Erich Arndt hat Anteile am Aufstieg und an den ungewöhnlichen Folgen unseres Vereins. Aber jeder wird zugeben, dass sein Name unlösbar mit dem des TTC Mörfelden verbunden ist.
  • Je älter ein Fotoalbum, desto wertvoller sind gewöhnlich die Erinnerungen, die es enthält. Das gilt auch für die ältesten Bände unserer Chronik. Es bleibt niemand ungerührt, wenn er die Bilder des zwölf- und dreizehnjährigen kleinen Erich Arndt sieht. Seine Mutter erzählte einem Reporter zu dieser Zeit:

„Er is a bißche klei für sei Alter. Jetzt müßt er noch halb so schnell wachse wie sei Erfolche, dann wär alles gut!“

  • Wie schwedischen Zeitungsausschnitten von 1951 zu entnehmen ist, sind Erichs Erfolge vorerst schneller gewachsen als er selbst. Mit der Jugend-Nationalmannschaft in Schweden bestreitet er 8 Spiele. Seine Ergebnisse lassen die Fachwelt aufhorchen. Mörfelden beginnt ein Markenartikel der Tischtennis-Welt zu werden.
  • 1952 – Jugend -Länderspiel gegen Schweden in Mörfelden. Für Deutschland spielten Erich Arndt, Hermann Keim (beide TTC Mörfelden) und Conny Freundorfer. Deutschland gewinnt mit 5:2.
  • Mit diesem Spiel begann auch die Reihe der Tischtennis-Großveranstaltung im Volkshaus, der „Burg“ der Tischtennisspieler.
  • Der zweite Band beginnt mit dem Austritt aus der SKV Mörfelden und der Gründungsversammlung des TTC Mörfelden. Zeitungsausschnitte berichten vom “ Tischtenniskrieg“ in Mörfelden, der in erster Linie über die Presse ausgetragen wurde. Heute ist er nur noch Episode.
  • März 1953 – Arndt und Michalek werden internationale Juniorenmeister in Basel.
  • April 1953 – Arndt bestreitet das Endspiel um die internationalen englischen Juniorenmeisterschaften in Wembley gegen seinen Freund und ewigen Gegner Conny Freundorfer.

„Ein kleiner Ball beherrscht ein Dorf.“

  • So berichtet die Presse über die deutschen Jugendmeisterschaften 1953 in Mörfelden. Es waren die letzten Gesamtdeutschen im Tischtennissport bis zur Wiedervereinigung.
  • Man liest über Dr. Zenetti:

„1953 war er Direktor der Schule, die auch Dieter Michalek besuchte. Er verweigerte ihm einen Kurzurlaub, um einer Berufung des DTTB zu folgen und mit der Jugend- Nationalmannschaft nach Schweden zu reisen.“

  • Das war nicht der einzige Streich, den uns Dr. Zenetti gespielt hat. Im Jahre 1958, wie später aus der Chronik hervorgeht, hätte er Dieter für zwei Tage vom Unterricht freistellen sollen, damit dieser mit dem TTC in Bad Homburg um Meisterehren hätte kämpfen können. Er tat es nicht, und der TTC hatte ohne Michalek keine Chance, seinen Titel erfolgreich zu verteidigen.
  • Der damalige ITTF- Präsident, Mr. Montague, nennt Erich in einer Widmung:

„the mighty atom“.

  • Und diesem „mächtigen Atom“ war es nie zuviel, den laufenden Band der Chronik mit sich durch ganz Europa zu schleppen, um dadurch zu Eintragungen zu gelangen, die unserer Chronik heute einen unschätzbaren Wert verleihen: Bernd Trautmann von Manchester  wünscht seinem Landsmann „alles Gute“, Ichiro Ogimura, der japanische Weltmeister, hat sich hier verewigt, wie überhaupt fast alle Spitzenspieler dieser Epoche.
  • Immer wieder Schlagzeilen wie:

„Mörfelden regiert an Hessens Tischtennisplatten“ oder „Tischtennis-Dorf Mörfelden – schon mit Schlägern geboren“

  • – unter denen vom unaufhaltsamen Siegeszug des TTC berichtet wird. Es ist auch die Zeit (1954), in die der Beginn der Zweikämpfe gegen Eintracht Frankfurt fällt – Kämpfe, die in den folgenden Jahren zu Höhepunkten im Tischtennisgeschehen werden sollten – Kämpfe, die an Dramatik oft kaum noch zu überbieten waren.
  • Es folgen die zahlreichen Berichte der deutschen Mannschaftsmeisterschaften 1955, 1956 und 1957, die von den „jungen Stiften von Mörfelden“, wie Erich Köber sagte, errungen wurden.
  • Jupp Schlaf, der Generalsekretär des DTTB, in einer Zeitung nach der deutschen Mannschaftsmeisterschaften 1955:

„Es möge allen Großvereinen zu denken geben, dass heute erstmals eine Mannschaft Meister wurde, die nur aus eigenen Spielern besteht und nicht darauf zurückgreifen musste, sich durch fremde Spieler zu verstärken.“

  • Es folgen Berichte über die „großen Bahnhöfe“, die unseren jungen Spielern von ihren Mitbürgern bei der Rückkehr von Meisterschaften bereitet wurden. Jedem, der dabei war, einfach unvergesslich. Eine Gemeinde steht hinter ihren Jungen wie ein Mann.
  • Zuschauer – Rekord im Volkshaus. Freundschaftsspiel TTC – München-Milbertshofen. Arndt schlägt seinen großen Rivalen Freundorfer, der auf Socken spielend, dem Gefecht noch einmal eine Wendung geben möchte.
  • 1955 – Sieg über die Eintracht. Arndt schlägt Haupt und spielt dabei einen Marathon-Satz: 34 : 32. Und da hatte man irgendjemand einmal sagen hören, Arndt sei kein Kämpfer. Dazu passt auch folgender Zeitungsbericht vom November 1958. Mörfelden verliert im Volkshaus gegen Eintracht Frankfurt 6:9 vor 1500 Zuschauern, die ihrem Liebling Erich jeden Fehler übelnehmen. Erich verliert gegen Werner Haupt 0:2 und verlässt weinend den Saal. Er war wieder da, als er gegen den hessischen Meister Wolf Berger anzutreten hatte, den er 2:1 schlug. Er brauchte sich auch so seiner Tränen nicht zu schämen, er, der zu Hause auch immer noch gegen sein eigenes Publikum anzutreten hatte. Arndt kein Kämpfer? Wieviel Weltmeister hatten sich Erich Arndt zu beugen? Beim Durchblättern sieht man, dass er den mehrfachen Weltmeister Sido aus Ungarn vor 700 Zuschauern mit 2:0 schlug und auch den japanischen Weltmeister Tanaka. Die Chinesen fürchten sich vor ihm, die Japaner filmen seine Aufschläge und studieren seine harmonischen Bewegungen. 1961 bringt Erich Arndt den Top-Spin, jenen mit Über- Effet gezogenen Vorhandball, nach Deutschland. Über ein Jahr lang ist er mit dem „Super-Ding“ allen Gegnern überlegen. Dann beginnt sich diese Schlagtechnik, deren Pionier er in Deutschland war, durchzusetzen.

„Der schwerste, intelligenteste und erfolgreichste Spieler in Berlin“ und „Sensationsspieler Michalek“

  • liest man in Zeitungsausschnitten vom November 1961, die über Dieters Sieg im Bundesranglistenturnier berichten. „Bimbo“, wie wir Dieter Michalek heute noch liebevoll nennen, hat eine eigene Titelsammlung in der Chronik. – Auch zusammen mit Erich hat er es zu deutschen und internationalen Meisterehren gebracht. Dennoch hat dieser Spieler internationaler Klasse das Pech gehabt, hinter einem Talent wie Erich Arndt in seinem Club meistens „nur“ der zweite Mann zu sein. Dass dies nie zu Spannungen führte und Dieters Selbstvertrauen nicht beeinträchtigte, spricht für diesen großartigen Sportsmann.
  • Im April 1962 wurde Erich Arndt im Herren-Einzel Vize-Europameister in Berlin und konnte damit wieder einmal sein Können unter Beweis stellen.
  • Der Generalsekretär des DTTB, Jupp Schlaf, nannte selbst nach den Weltmeisterschaften 1963 in Prag die Nationalmannschaft mit Schöler, Arndt und Michalek die erfolgreichste deutsche Herren- Mannschaft, die je gespielt hat. Unter den Sprechchören der 15.000 Zuschauern – „Ra-ra-ra Germania“ schlugen sie die hochfavorisierten Ungarn nach einem an Dramatik nicht mehr zu überbietenden Kampf 5:4. Im Halbfinale unterlagen die Deutschen gegen China mit 5:1 (den Ehrenpunkt holte Erich Arndt). Somit wurde die deutsche Mannschaft mit Schweden 3. Mannschafts-Weltmeister. Das bisher beste Ergebnis einer Deutschen Mannschaft bei Weltmeisterschaften.
  • Manches wird in unserem Sport sehr ernst genommen. Manchmal zu ernst, wie man bei Durchsicht der Chronik meinen könnte. Das musste auch das Ehepaar Diane und Eberhard Schöler erfahren. Bei den internationalen deutschen Meisterschaften 1966 in Lübeck durften sie kein gemeinsames Doppelzimmer bewohnen. Darüber kann man nur lächeln. Manches stimmt aber doch sehr nachdenklich, wo es um Verbände und Maßnahmen geht. Schwamm drüber.
  • Wer immer auch diese Seiten unserer Chronik lesen möchte, ist dazu herzlich eingeladen. Er wird dann auch zahlreiche Ansichtskarten finden. Erichs Postkarten ziehen sich wie ein roter Faden durch die gesamte Chronik. Sie geben eine Teilantwort auf die Frage nach Gründen und Ursachen für die überdurchschnittlichen Erfolge des TTC Mörfelden, ebenso wie das Interview des Darmstädter Tageblatts vom 19.3.1954 mit Harko von Noorden, nachdem er zweifacher Südwestdeutscher Meister wurde. Mit einem Auszug aus diesem Interview soll der Streifzug durch die Chronik beendet werden:

„…dem allerdings das gute Abschneiden seines Vereins wichtiger ist als seine persönlichen Erfolge. Harko von Noorden ist mit dieser schönen Auffassung ein echter Mörfeldener, denn beim TTC stehen die gute Kameradschaft und der Mannschaftsgeist zuvorderst. ‚Ich glaube, so gut wie bei uns ist dieser Geist in keinem anderen Verein.'“